Grüner Star (Glaukom)
Der Grüne Star ist eine häufige Augenerkrankungen. Hier finden Sie Informationen zur Erkrankung, Ihrer Erkennung und Behandlung.

Grüner Star (Glaukom)

Was ist der Grüne Star?

Wichtige Infor­mationen zum Thema Glaukom

Das Glaukom wird im Volks­mund auch als „Grüner Star“ bezeich­net. Das Wort „Glaukom“ kommt aus dem Griech­ischen und bedeutet: Glänz­end / leuchtend / hell / das blaue Meer. Dies soll die blaugraue Iris (Regen­bogen­haut) beschreiben. Der Begriff „Star“ wird schon seit dem achten Jahr­hundert für eine Linsen­trüb­ung benutzt. Das Glaukom ist definiert als eine Schädi­gung des Sehnervs (Optikus­neuro­pathie), die aufgrund mech­anischer und / oder vasku­lärer Ursache ent­stehen kann. Im Krank­heitsv­erlauf kann es zu Gesichts­feld­ausfällen, sog. „Skotomen“ kommen, wobei Patienten teil­weise unscharf oder manche Bereiche gar nicht mehr sehen. Bleibt ein Glaukom unbe­handelt, kann es zur Erblin­dung des Betrof­fenen führen.

Gesunder Sehnerv

erkrankter Sehnerv

In Deutsch­land leiden circa 1 % der Bevölk­erung an einem Glaukom – mit höherem Lebens­alter nimmt diese Zahl deutlich zu. Neben ansteig­endem Alter ist der wichtig­ste Risiko­faktor für die Ent­wick­lung eines Glau­koms ein erhöhter Augen­innen­druck (normaler Augen­innen­druck: 10-21 mmHg). Da dieser häufig mit zuneh­mendem Alter steigt, sind ältere Menschen öfter von einem Glaukom betroffen. Generell kann es aber in jeder Alters­klasse auftreten.

Der anato­mische Hinter­grund: Aufbau des mensch­lichen Auges

Um die Entwick­lung eines Glaukoms zu verstehen, muss man sich die Anato­mie des Auges ansehen: Sie finden hier mehr zur Anato­mie des Auges. Da der Augen­innen­druck der wichtigste Risiko­faktor des Grünen Stars ist, schauen wir uns nach­folgend an, wie der Augen­innen­druck über­haupt zustande kommt.

Der Raum zwischen Horn­haut und Linse wird durch die Iris in zwei Kammern unter­teilt, in eine vordere und eine hintere. Diese Kammern sind mit einer klaren Flüssig­keit – dem Kammer­wasser – gefüllt, welche das Auge mit Nähr­stoffen versorgt. Produ­ziert wird dieses Kammer­wasser im Ziliar­körper in der hinteren Kammer und fließt von dort über die Pupille in die Vorder­kammer. Es wird im Kammer­winkel über das Trabekel­maschen­werk in den Schlemm’schen Kanal geleitet und von dort langsam in das venöse System unseres Körpers zurück­gegeben.
Bei einem gesunden Menschen stehen die Pro­duktion des Kammer­wassers und der Abfluss in einem ausge­glichenen Verhältnis. Kommt es zu einer Störung im Verhältnis zwischen der Kammer­wasser­pro­duktion und des Kammer­wasser­ab­flusses, steigt oder fällt der Augen­innen­druck. Sind beispiels­weise die Poren der Abfluss­kanäle verstopft, sammelt sich immer mehr Flüssig­keit im Auge und der Druck im Augen­inneren erhöht sich. Dieser Druck schädigt den Sehnerv und kann als weitere Folge das Seh­ver­mögen stark beein­trächtigen. Häufig kommt es neben der Druck­erhöhung im Auge durch das Kammer­wasser zu einem Blut­druck­abfall am Auge, welches dadurch nicht mehr aus­reichend mit frischem Blut versorgt werden kann. Stehen der Augen­innen­druck und die Durch­blutung des Seh­nervs in einem solchen Miss­ver­hältnis, kann ein Glaukom entstehen.

Ursachen für ein Glaukom (Grüner Star)

Folgende Risiko­faktoren tragen zur Entstehung eines Glaukoms bei:

  • Niedriger Blutdruck
  • Wechsel­hafter Blutdruck (starke tages­abhängige Schwank­ungen)
  • Augen­innen­druck, der regel­mäßig oder schwankend erhöht ist
  • Genetische Veran­lagung
  • Durch­blutungs­störungen (Hände, Füße)
  • Tinnitus
  • Migräne
  • Diabetes mellitus
  • Starke Kurz­sichtig­keit oder starke Weit­sichtig­keit
  • Ethnischer Aspekt: Dunkel­häutige Menschen erkranken häufiger an Glaukom als Hell­häutige.

Formen von Glau­komen (Grüner Star)

Allgemein unter­scheidet man zwischen einem primären und einem sekun­dären Glaukom:

  1. Primäres Glaukom tritt auf, ohne dass der Patient vorher eine andere Augen­erkrank­ung hatte (idiopathisch).
  2. Sekun­däres Glaukom ist die Folge einer besteh­enden Augen­erkrank­ung, eines Unfalls, einer Operation oder kann auch durch die Einnahme von Medika­menten entstehen.

Ferner gibt es verschie­dene Formen eines Glaukoms, welche nach­folgend aufge­listet werden:

Primäres Offenwinkelglaukom

Das primäre Offen­winkel­glaukom stellt die häufigste Form eines Glaukoms in Deutsch­land dar und tritt gehäuft ab dem 40. Lebens­jahr auf. Durch genetische Veran­lagungen ist der Abfluss­bereich im Kammer­winkel / Trabekel­maschenk­werk beein­trächtigt, welches über einen erhöhten Augen­innen­druck die typische Verän­derung des Sehnerven­kopfes (Papille nervi optici) zur Folge hat. Primäre Offen­winkel­glaukome weisen einen chronischen Krank­heits­verlauf auf.

Normal­druck­glaukom: Neben dem Glaukom, das durch einen erhöhten Augen­innen­druck bedingt ist, gibt es auch eine Erkrankungs­form, bei der der Augen­innen­druck im Norm­bereich liegt. Hierbei liegt die Ursache der Seh­nerven­schädigung haupt­sächlich in einer Durch­blutungs­störung des Sehnervs. Die verschie­denen Ursachen dieser vasku­lären Genese gilt es zusammen mit einem Allge­mein­mediziner abzu­klären.

Angeborenes Glaukom

Auch schon während der Embry­onal­zeit kann ein Glaukom entstehen. Dies geschieht oft, wenn Frauen während der Schwanger­schaft mit dem Röteln­virus infiziert werden. Es handelt sich um ein chron­isches, schwer­wieg­endes Erkrank­ungs­bild, das eng­maschig bei einem Glaukom- Spezialisten kontrolliert werden sollte. Beim Neuge­borenen kann der erhöhte Augen­innen­druck mitunter auch zu einer Vergröß­erung des Aug­apfels führen.

Sekundäre Offenwinkelglaukome

Sekundäre Offen­­winkel­­glaukome werden durch andere Krank­­heiten verursacht. Solche Vorer­­krank­­ungen können zum Beispiel sein:

  • Diabetes mellitus Typ 2
  • Okuläre Tumore
  • Verletz­ungen jeglicher Art
  • Entzün­dungen am Auge

Pseudo­exfoliatives Glaukom (PEX-Glaukom): Das PEX-Glaukom entsteht durch fehler­hafte Ablag­erungen von protein­ähnlichen Molekülen an der Iris und im Kammer­winkel / Trabekel­maschen­werk. Diese Ablager­ungen können jedoch auch an anderen Organen im Körper auftreten. Diese Art von Glaukom zeigt häufiger eine schnelle Schädi­gung des Sehnervs im Vergleich zu einem primären Offen­winkel­glaukom, weshalb häufiger ein früh­zeitiger, chirurg­ischer Eingriff not­wendig wird. Durch modernste Verfahren, auch mikro­invasiver Art, kann die Therapie schonend am Auge für den Patienten durch­geführt werden und ein stabiler Zustand erreicht werden.

Engwinkelglaukome

Bei Engwinkel­glaukomen kommt es zu einer Abfluss­störung des Kammer­wassers infolge einer Ver­engung des Kammer­winkels zwischen Horn­haut und Iris. Dadurch liegt der Augen­innen­druck lang­fristig über dem für den Patienten individuell zu tolerier­barem Bereich (Zieldruck) – mit möglichen kurz­fristigen starken Schwank­ungen. Die kurz­fristigen Schwank­ungen können dann akut Beschwerden in Form von Seh­minderung, verschwom­menen Sehen, Kopf­schmerzen und Augen­schmerzen aus­lösen. Der Grad der Ver­engung kann sich mit der Pupillen­weite ändern.

Glaukomanfall

Anders als bei den anderen Glaukom­arten treten hier die Beschwerden schlagartig auf. Vor­raus­setzung ist eine spontane Blockade oder Ver­engung des Kammer­wasser-Abflusses. Es kommt es zu einer raschen und schmerz­haften Druck­erhöhung im Auge, welche es umgehend vom Augenarzt zu behandeln gilt. Der Augapfel ver­härtet sich hierbei und es kann bei einem länger besteh­endem, sehr hohem Augen­innen­druck zu einem plötzlichen Seh­verlust kommen.

Diagnose eines Glau­koms (Grüner Star)

Da es – wie oben geschildert – mehrere Arten von Glau­komen gibt, gilt es mehrere Para­meter zu untersuchen, damit eine differenz­ierte Diagnose gestellt werden kann. Üblicher­weise wird zuerst der Augen­innen­druck bestimmt. Hierfür wird ein Appla­nations­tono­meter benutzt, welcher sanft auf die zuvor betäubte Horn­haut auf­gesetzt wird und somit deren Wider­stand und damit den Augen­innen­druck misst. Alternativ kann man auch mithilfe der Pneumo­tonometrie den Augen­innen­druck bestimmen, indem ein defi­nierter Luftstoß auf das Auge abge­geben wird. Einmalig wird die Horn­haut­dicke des Patienten ausge­messen, da diese Einfluss auf den Augen­innen­druck und die Ziel­druck­bestim­mung in der Behand­lung des Grünen Stars nimmt. Der Sehnerv wird direkt durch die Augen­hinter­grund­spiegelung (Fundus­kopie) untersucht.

Um auch Pigment­ablager­ungen auf der Iris erkennen zu können – wie es beim Pseudoex­foliations­glaukom (PEX-Glaukom) der Fall ist – ist eine sorg­fältige Unter­suchung mit der Spalt­lampe hilfreich. Hierbei können auch Horn­haut-Trüb­ungen und Pigment­epithel­defekte der Iris erkannt werden. Indirekt kann man mit der Spalt­lampe auch den Kammer­winkel unter­suchen; besser eignet sich dafür jedoch ein Kontakt­glas, das bei der Gonioskopie verwendet wird. So können eventuelle Anomalien des Kammer­winkels beurteilt werden.
Etwaige Gesichts­feld­ausfälle werden mithilfe der Perimetrie bzw. einer Gesichts­feld­unter­suchung bestimmt. Dabei wird ein Auge des Patienten abge­deckt, sodass er nur mit einem Auge sehen kann. Auf einem Bild­schirm werden an verschie­denen Stellen Licht­punkte gezeigt, die der Patient erkennen soll. So kann fest­gestellt werden, ob der Patient auf dem unter­suchten Auge alle Bereiche sehen kann, oder ob sein Gesichts­feld einge­schränkt ist.

Des Weiteren ist es mit der optischen Kohärenz­tomo­graphie (OCT) möglich, sich ein detaillier­tes Bild von der Netz­haut und ihren Gefäßen (OCT-Angiographie) zu machen. Dafür wird diese mit einem Laser abge­tastet und der Augen­arzt erhält Schnitt­bilder des hinteren Augen­abschnitts- ähnlich wie bei der Computer­tomo­graphie (CT) oder einer Magnet­resonanz-tomographie (MRT). Es wird die retinale Nerven­faser­schicht­dicke, die Durch­blutung der Netz­haut und des Seh­nervs und weitere morpho­logische Para­meter des Seh­nerven­kopfes und der Netz­haut bestimmt. Die Werte werden in Verhält­nis zu einer gesunden Popu­lation gesetzt, sodass die OCT Unter­suchung eine wichtige diag­nostische Methode zur Ent­deckung und Verlaufs­kontrolle des Glaukoms darstellt.

Glaukom OP

Neue Therapie bei Glaukom: Die EBS Therapie

Die EBS Therapie ist ein nicht-invasives, auf den Patienten abge­stimmtes Elektro­stimu­lations­ver­fahren zur best­mög­lichen Wieder­her­stellung verloren gegan­genen Sehver­mögens, wenn die Ursachen für diese Verluste auf neuro­logische Schädi­gungen wie z.B. Schlag­anfall, Schädel-Hirn-Trauma, Augen­infarkt (AION) sowie einige Formen des Glau­koms zurück­zuführen sind. Mehr Informationen zur EBS Therapie…

Glaukom: Krankheits­bild

Das Glaukom (im Volks­mund auch „Grüner Star“ genannt) ist eine unter­schätzte Volks­krank­heit. Etwa eine Million Menschen sind in Deutsch­land am Glaukom erkrankt.

 Beim Grünen Star wird der Sehnerv im Augen­innern geschädigt und als Folge wird das Gesichts­feld zuneh­mend einge­schränkt. Da die Erkrank­ung schleichend und schmerz­los fort­schreitet und die Seh­schärfe erst im Spät­stadium nachlässt, bemerkt man das Glaukom als Betroffener meistens viel zu spät. Daher zählt diese Krank­heit leider zu den häufigsten Erblin­dungs­ursachen in Deutsch­land. Ab dem 40. Lebens­jahr sollte jeder am besten alle ein bis zwei Jahre eine Vorsorge durchführen.

Zu den Glaukom-Risiko­faktoren gehören:

  • Alter über 40 Jahre
  • Glaukom­erkrank­ungen in der Familie
  • Diabetes
  • Medika­menten­ein­nahme (z.B. Langzeit-Cortison­therapie)
  • Durch­blutungs­stör­ungen
  • Starke Kurz­sichtig­keit

Der Grüne Star ist leider nicht heilbar. Die Möglich­keiten zur Früh­erkennung und Behand­lung von Glaukom haben sich aber in den letzten Jahren dank neuer medizi­nischer Erkennt­nisse und der raschen Entwick­lung in der Medizin­technik enorm ver­bessert. So können die frühere Erken­nung und recht­zeitige Therapie bei den meisten Patienten häufig den Gesichts­feld­verlust verhin­dern oder stabili­sieren. Für weitere Fragen steht Ihnen gerne unser Glaukom-Experte Prof. Dr. med. Carl Erb zur Verfügung.